Von Christina Law-McLean IBCLC
Probleme mit wunden Brustwarzen und Schmerzen beim Anlegen sind eines der verbreitetsten Stillprobleme die Mütter beim Stillstart haben. Zusätzlich ist dieses Problem einer der häufigsten Gründe warum Frauen frustriert aufgeben und sogar abstillen.
Eine meiner Patientinnen die wegen wunder Brustwarzen zu mir in die Sprechstunde kam sagte neulich: „Ich habe ja ehrlichgesagt immer geglaubt diese Frauen stellen sich an wenn sie sagten dass ihnen die Brustwarzen weh tun. Ich habe immer gedacht, das kann doch nicht so schlimm sein!……jetzt weis ich, wie weh es tun kann und ich muss ehrlich sagen Sie sind meine letzte Hoffnung!“
1- Warte nicht zu lange bis Du Dir professionelle Hilfe holst!
Zwar fühle ich mich auch ein wenig geehrt wenn die Frauen mit diesem Vertrauen dass ich ihnen helfen kann zu mir kommen, aber „die letzte Hoffnung“ zu sein macht es nicht unbedingt einfacher, denn es bedeutet, dass bereits wertvolle Zeit verloren gegangen ist.
Tatsächlich kommen eigentlich die meisten Frauen die wegen wunder Brustwarzen einen Termin in meiner Stillsprechstunde buchen erst nachdem sie selbst jede Menge gegoogelt und ausprobiert haben, nachdem sie die Tipps all ihrer Freundinnen ausprobiert haben und nachdem auch die Hebamme ihre bevorzugten Ratschläge angebracht hat. Dann hardern die Mütter meist noch etwas mit sich selbst weil sie das Gefühl haben, versagt zu haben („So schwierig kann das doch nicht sein“). Und erst dann, nachdem sie inzwischen oft bereits mehrere Tagen häufig sogar Wochen mit höllischen Schmerzen verbracht haben, kommen sie in meine Sprechstunde.
Das ist sehr schade, denn in vielen Fällen wäre es einfacher den Müttern zu helfen wenn sie bereits viel früher gekommen wären. Sozusagen bevor sich das ganze Problem verselbstständigt hat.
Nicht alle der betroffenen Frauen kommen erst spät zur Stillberatung bei einer IBCLC. Manche haben das Glück, dass ihr Arzt/Ärztin oder ihre Hebamme sie bereits zeitig weiterempfiehlt, z.B. auch zur wundheilungsfördernden Behandlung mit dem LowLevelLaser.
Andere finden erst nach einer Weile heraus, dass es solche professionellen Stillexpertinnen überhaupt gibt. Häufig höre ich am Ende einer Sprechstunde „Das ist so schade, wenn ich das mal früher gewusst hätte!“
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2- Achte darauf, dass Dein Baby richtig gut angelegt ist
Die erste Maßnahme sollte immer sein, dass Du das Anlegen überprüfst und sicherstellst, dass dein Baby zum einen gut gelagert ist und eure gemeinsame Position nicht instabil ist (z.B. durch ein ständig weg rutschendes ungeeignetes Stillkissen) und dass dein Baby deine Brustwarze gut und tief im Mund hat und behält.
Die Ansätze können hier unterschiedlich sein und du musst die zu dir am besten passenden Positionen herausfinden.
Was genau du bei der Position und bei der Anlegetechnik beachten musst, kann dir eine gute Hebamme oder eine gute und erfahrene Stillberaterin zeigen.
Übrigens: Auch in meinem Buch „Entspannt Stillen“ oder noch ausführlicher und mit vielen Anleitungsvideos unterstützt kannst du in meinem Onlinekurs „Erste Hilfe bei wunden Brustwarzen“ lesen und sehen, was du bei Positionen und Anlegetechnik beachten musst und wie dir vielleicht auch der Ansatz des natürlichen Stillens in dieser Situation helfen kann, dass dein Baby deine Brust gut und tief erfasst.
Dieses gute und tiefe Erfassen der Brustwarze ist nicht nur allgemein wichtig, sondern schafft selbst bei offenen verletzten Brustwarzen sofort Erleichterung und reduziert den Schmerz deutlich merkbar.
Außerdem ist natürlich eine Heilung und Besserung nur möglich, wenn die Brustwarze nicht weiter ungünstig belastet wird.
Wunde Brustwarzen? Stelle gutes und tiefes Erfassen der Brust durch Dein Baby sicher! Klick um zu Tweeten
3- Finde heraus warum Deine Brustwarzen wund geworden sind
Manchmal ist es wirklich nur eine instabile Position oder die Anlegetechnik selbst ist der Auslöser für die Schmerzen beim Anlegen oder Verletzungen der Brustwarzen. Das merkst du daran, dass sich die Beschwerden rasch bessern nachdem du die Anlegeposition und Anlegetechnik (ev. mit Unterstützung durch Hebamme oder Stillberaterin) verbessert hast.
In anderen Fällen gibt diese erste Hilfe durch gutes Anlegen zwar etwas Erleichterung, doch die Beschwerden bestehen weiter oder kommen immer wieder zurück. Wenn das so ist, lohnt es sich, weiter auf Spurensuche zu gehen und nach dem tieferliegenden Grund zu suchen. Das ist nicht immer einfach, denn es gibt viele mögliche komplett unterschiedliche Ursachen, vom verkürzten Zungenbändchen über eine mögliche Saugverwirrung bis vielleicht zu einer Infektion. Deshalb ist es gerade für diese „Detektivarbeit“ absolut sinnvoll, sich erfahrene Hilfe zu holen. Bei der Diagnose eines zu kurzen Zungenbändchens beispielweise, ist einiges an Routine damit sinnvoll.
3- Stelle den Grund ab
Der logische nächste Schritt ist natürlich, dafür zu sorgen, dass der gefundene Grund (oder die gefundenen Gründe, ) weiter abgeklärt oder/und „abgestellt werden“. Die Maßnahmen zur Beseitigung der Ursache sind genauso vielfältig wie die Bandbreite der Ursachen.
An dieser Stelle kann es auch gut sein, dass noch zusätzliche Experten mit ins Team kommen sollten: Z.B. ein/eine Osteopath/Osteopathin weil es Anzeichen für eine Blockade gibt oder ein Kinderarzt oder Kinderchirurg der ein verkürztes Zungenbändchen durchtrennt oder aber Frauenarzt/ärztin unterstützen durch Verschreibung eines Antibiotikums bei einer Infektion
4- Pflege der Brustwarzen und weitere begleitende Maßnahmen
Vielleicht erstaunt es dich, dass der Punkt mit den Pflegemitteln und weitere Hilfsmittel in dieser Liste erst auf dem 4. Platz folgen. Fragt man in Onlineforen oder im Freundeskreis nach Tipps die bei wunden Brustwarzen helfen, so bekommt man meist eine Aufzählung gängiger Brustwarzenpflegemittel.
Aber die Brustwarzenpflege sollte als begleitende Maßnahme gesehen werden. Am allerwichtigsten ist das gute und tiefe ergreifen der Brustwarze durch dein Baby und eine stabile geeignete Position für euch beide.
Viele der kursierenden Tipps zur Pflege bei wunden Brustwarzen sind sogar kontraproduktiv! Klick um zu Tweeten
Leider sind viele der im Internet oder unter Freundinnen kursierenden Tipps zur Pflege wunder Brustwarzen nicht nur unwirksam und antiquiert sondern wirken häufig sogar eher einer raschen Heilung entgegen. Allgemein lässt sich sagen, dass all die Methoden, die zur sogenannten trockenen Wundheilung gehören vermieden werden sollten. Hierzu gehören unter anderem alle austrocknenden alkoholischen Tinkturen, Traubenzucker oder auch Schwarzteebeutel. In der Sprechstunde hatte ich gerade erst eine Mutter welcher geraten wurde, Isopropylalkohol (Handwaschalkohol) auf die offenen Stellen ihrer Brustwarzen aufzutragen. Dies ist nicht nur bezüglich der Wundheilung sehr kontraproduktiv (da austrocknend) sondern verursacht auch höllische Schmerzen durch starkes Brennen. Die Mutter hat gottseidank auf ihr Bauchgefühl gehört und ist auf Suche nach professioneller Hilfe doch besser zu mir nach Bremen in die Sprechstunde und zur Laserbehandlung gekommen.
Bei leichter Reizung der Brustwarzen mag es zunächst ausreichen die letzten Tropfen Muttermilch als Pflegemittel zu verwenden. Wenn sie jedoch bereits deutlicher strapaziert sind, ist es empfehlenswert, die Brustwarzen ev. nach sanfter Reinigung mit 0.9% also physiologischer Kochsalzlösung durch dünnes Auftragen von hochgereinigtem Lanolin geschmeidig zu halten um Risse, Vergrößerung von Verletzungen, starke Krustenbildung oder weitere Risse zu vermeiden.
Manche Frauen haben ein starkes Bedürfnis danach, die Brustwarzen zwischen den Stillmahlzeiten oder Pumpeinheiten zusätzlich vor jeglicher Berührung zu schützen. Hier können Brustwarzenschoner oder auch selbst gebastelte „Donuts“ gute Dienste leisten.
Mehr Hintergründe zu Pflegemitteln und ausführliche Anleitungen dazu sowie weitere Infos zu anderen Hilfsmittel und Behandlungsmethoden findest du in meinem Onlinekurs Erste Hilfe bei wunden Brustwarzen oder natürlich von deiner Stillberaterin vor Ort
5- Gönn Dir Ruhe
Ein Punkt der gerne übersehen wird, ist dass nicht nur die Brustwarzen, sondern auch du als Mutter Ruhe brauchst um die Heilung zu unterstützen.
Auch bei wunden Brustwarzen gilt: Gönn Dir Ruhe! Klick um zu Tweeten
Zum einen fallen deinem Körper Heilungsprozesse leichter, wenn er nicht ständig unter Stress steht, zum anderen ist es auch leichter für dich und dein Baby das gute und tiefe Anlegen hinzubekommen oder zu verbessern, wenn ihr nicht von einem Termin zum anderen hetzt, sondern die Muße habt, euren Weg zu finden.
Still- & Laktationsberaterinnen findest du unter: Stillberatungssuche des BDL
Das ist wirklich ein schöner Beitrag, der viele Punkte beschreibt! Besonders wichtig finde ich auch, dass man sich tatsächlich auch mal einen Profi sucht, anstatt stur zu „eitel“ dafür zu sein 😀 Ab und zu kann das vieles Schlimmeres verhindern 🙂
Danke für den Artikel!
Liebe Grüße 🙂
Winnie
Liebe Frau Law-McLean,
ich habe meine zwei Kinder über ein Jahr (fast zwei) vollständig gestillt und hatte bis auf die ersten Tage keine Schmerzen und kein Milchstau etc.
Nun bei meinem dritten Kind hatte ich seit dem dritten Tag Schmerzen und seit dem vierten Tag offene wunde Brustwarzen, dann einen Milchstau, welcher von meiner Hebamme gut behandelt wurde. Dann sind drei Wochen vergangen und die offenen Rhagaden – sie sehen aus, als hätte jemand mit einer Axt einen Keil in die Brustwarze eingeschlagen – sind trotz aller Massnahmen nicht verschwunden. Zwei Hebammen haben die richtige Anlegetechnik überprüft, ich wechsele die Stillpositionen, wasche und desinfiziere die Brustwarzen mehrmals täglich, habe Lanolin und Beinwellsalbe probiert, ein Abstrich zeigte weder Pilze noch eine bakterielle Infektion. Ich konnte teilweise vor Schmerzen nur mit Schmerztabletten stillen. Nunmehr benutze ich Stillhütchen von Medela. Die offenen Wundem heilten trotz allem nicht. Erst durch das Benutzen der Seide-Stilleinlagen sind die Wunden nach insgesamt 5 Wochen abgeheilt. Nun versuche ich seit einiger Zeit das Stillhütchen abzugewöhnen. Ich benutze eins in Gr. L. Aber trotz aller Ratschläge funktioniert es nicht. Mein Baby (44 Tage alt) protestiert, egal ob nackt auf meinem Bauch, schlafend usw. Ich bin ratlos, verzweifelt und schon sehr traurig, denn ich habe ja schon zwei Kinder problemlos gestillt und weiß wie schön es ohne Stillhütchen ist. Enttäuschend fand ich auch, dass meine Hebamme mir die Stillhütchen empfohlen hat. Denn hätte ich sie nicht genommen, hätte meine Kleine sich nicht an diese verflixten Dinger gewöhnt und ich hätte lieber noch Schmerzen gehabt… Haben Sie noch einen Tipp, der mir Mut macht oder denken Sie, dass meine Kleine es verlernt hat, an der Brust zu trinken?
Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße!
Hallo,
meine 7 Wochen alte Tochter und ich haben von Anfang an Probleme mit dem Stillen, vor allem auf der rechten Seite. Ich hatte große Schmerzen, die Brustwarze war eingerissen, zeitweise blutig. Ich habe rechts zwei Wochen abgepumpt, links weiter gestillt.
Mittlerweile ist die rechte Brustwarze abgeheilt, ich kann aber nur mit Hütchen stillen. Links ging es die ganze Zeit gut, bis letzte Woche. Ich habe nun auch links das Gefühl, meine Brustwarze wird zermalmt. Ich denke, meine Tochter nimmt nicht genug Brust in den Mund, ich schaffe es aber auch nicht, dass sie mehr nimmt. Sobald ich ihr mehr Brust in den Mund „stopfe“ verweigert sie das Trinken oder dreht den Kopf zur Seite oder nach hinten, dass sie wieder nur die Brustwarze hat und ich Schmerzen.
Ich bin verzweifelt, weil ich so gerne stillen möchte, aber es nicht genießen kann. Eine Stillberaterin vor Ort konnte mir auch nicht wirklich helfen…
Muss ich mich mit dem Schmerz abfinden?
Verzweifelte Grüße, Julia Reiß
Hallo,
ich habe seit der Entbindung schlimme Probleme, was meinen Hormonhaushalt angeht. Dieser pendelt sich nur sehr schwer ein und macht mir alles etwas schwierig. Gerade was meine psychische Verfassung angeht. Laut https://www.frauenmanteltee.net/frauenmanteltee-nach-geburt/ kann Frauenmanteltee zur Regulierung des Hormonhaushaltes beitragen. Ist das richtg?
LG
Ich empfinde es als besonders wichtig, sich rechtszeitig Hilfe zu suchen.
Ich habe die Stillhütchen von medela verwendet, bis meine Brustwarzen sich erholt hatten und nun kann ich sogar ohne stillen.