von Christina Law-McLean IBCLC

Wiedereinstieg in den Job nach der Elternzeit ist ein Dauerbrennerthema in meinen Elterngruppen. Viele Mütter gehen nach einem Jahr Elternzeit wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. Eine Zeit zu der das Kind sich noch ganz schön viel „nach Baby anfühlt“.

Und über Sinn und Unsinn von Zeitpunkt des Wiedereinstiegs und Art der Kinderbetreuung möchte ich hier auch gar nicht diskutieren. Nur soviel: Es ist schön und gut, zu fordern, dass Mütter viel länger gemeinsam mit ihrem Baby zuhause bleiben. Aber ein Großteil der Frauen kann darüber noch nicht einmal nachdenken, obwohl sie dies vielleicht sehr gerne würden. Für diese Mütter ist es finanziell oder um den angestammten Arbeitsplatz zu behalten, schlichtweg notwendig, nach einem Jahr wieder in den Beruf zurückzukehren.

Tag X naht, jetzt muss ich doch langsam abstillen, oder?

Irgendwie wird oft automatisch davon ausgegangen, dass Babys bis zum Zeitpunkt des beruflichen Wiedereinstiegs komplett abgestillt sein müssten. Auch über die Stilldauer möchte ich nicht diskutieren, denn die Stilldauer soll jedem Mutter-Kind-Paar, jeder Familie selbst überlassen bleiben. Sowohl Baby als auch Mutter müssen sich damit wohlfühlen.
Aber eine Antwort auf die häufig auftauchende Frage „Bis dahin muss ich doch abgestillt haben, oder?“ werde ich geben und dazu ein paar Denkanstöße.

Nein, Rückkehr in den Job muss nicht automatisch Abschied von der Brust bedeuten!

Einjährige sind vielleicht schon recht mobil, laufen oder machen Laufversuche. Sie krabbeln wie die Weltmeister, erkunden alles was sich erreichen lässt und spielen auch schon mit anderen Kindern. Aber auf der anderen Seite fühlen sie sich -wie oben bereits gesagt- noch ganz schön viel nach Baby an.
Und auch wenn sie vielleicht bereits einige Beikostmahlzeiten auf dem Speisezettel stehen haben oder breifrei am Familientisch mitessen, Brust tut auch jetzt noch gut.
Und das auch bei den „Großen“ noch auf ganz vielen Ebenen.

Mama tanken tut gut, jetzt erst recht!

Was für ein schöner Ausgleich zum plötzlich so aufregenden Krippenalltag: An Mamas Brust trinken ist vertraut, entspannt, gibt Unterstützung fürs Immunsystem und lässt ganz viel Mama-Nähe aufholen auf die man in der Krippe verzichten musste.
Morgens zum Aufwachen, vielleicht nach Feierabend zwischendurch und am Abend zum Einschlafen zu stillen geht auch wenn Mama arbeitet.
Ganz nebenbei kann die Unterstützung durch Mamas Immunsystem mit der Muttermilch für Krippenanfänger auch weniger Krankheiten bedeuten, trotz ganz neuem Umfeld mit ganz neuen Einflüssen.

Etwas Planung ist gut

TEA_TN_f300_pumpHäufig sind Stillkinder im Alter von etwa 1 Jahr mit der Einführung von Beikost zumindest soweit, dass sie ein paar Krippestunden gut ohne Brust auskommen können. Ob das auch für die Brust der Mutter gilt, muss im Einzelfall ausprobiert werden. Gerade in solch einer Umbruchszeit wie dem Job Neustart sind die Randbedingungen neu und manchmal stressig. Dies in Kombination mit einem sich vielleicht veränderten Trinkschema kann vor Allem bei Frauen die sowieso dazu neigen z.B. das Risiko für einen Milchstau steigern. Darum ist es sinnvoll, eventuell mit einer Stillberaterin durchzusprechen oder sich selbst genau zu überlegen, wie man sich Schritt für Schritt in diesen neuen Abschnitt vorwagen möchte. Eventuell kann es für eine Übergangszeit hilfreich sein, während des Arbeitstages  abzupumpen oder Milch zur Entlastung per Hand zu entleeren, so dass sich die Brust trotz Babyentzug und verändertem Tagesablauf gut anfühlt.
Ihnen stehen als stillende Mutter hierfür durch das Mutterschutzgesetz zusätzliche Pausenzeiten zu. Kein schlechter Deal für Ihren Arbeitgeber übrigens, denn hierdurch sind nicht nur die stillenden Mitarbeiterinnen zufriedener, sondern deren weiterhin gestillte Kinder sind weniger oft krank, womit auf den Arbeitgeber auch weniger mögliche Fehlzeiten der Mutter zukommen.

Plan B? Warum nicht!

Für wen diese Art des Wiedereinstieg in den Beruf vom Konzept der Kinderbetreuung her nicht das Wahre ist, käme -je nach Einzugsgebiet- vielleicht dieses Modell in Frage: Coworking Toddler (deutsch sinngemäß „mitarbeitendes Kleinkind“) ist eine Initiative, die ein Familienfreundliches (und auch stillfreundliches) Kinderbetreuungsmodell entwickelt hat.

Zurück zu Plan A

Also nochmal: Nein, man muss nicht automatisch abstillen, wenn die Elternzeit zu Ende geht. Weiterstillen, sofern sich beide damit wohlfühlen, tut Mutter und Kind jetzt erst recht gut.
Und für die Details und Hintergrundinfos gibt es beispielsweise Stillberaterinnen wie mich.

In diesem Sinne: entspannt stillen!

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