Die Vorstellung an einer Milchpumpe zu sitzen, verbinden die meisten stillenden Mütter nicht gerade mit „Sinnlichkeit“. Da steht dieses Ding vor einem, ein elektrisches Gerät mit Plastikschläuchen, Trichtern und Flaschen, zu allem Überfluss macht es noch gewöhnungsbedürftige Geräusche. Kein Vergleich zu den sanften Berührungen von Babyhändchen, dem Anblick milchverschmierter Neugeborenenpausbäckchen, dem leicht säuerlichen Duft beim Aufstoßen ausgelaufener Milch und dem beruhigenden Geräusch glucksender Schluckgeräusche?

 

Nein, es ist nicht das Gleiche!

Es einfach etwas ganz anderes zu pumpen, ja. Aber manchmal muss es sein. Manche Mütter wollen oder müssen in der Stillzeit wieder anfangen zu arbeiten, andere gehen schlicht zum Rückbildungskurs und wollen Ihrem Baby sicherheitshalber eine Mahlzeit zuhause lassen. Hierfür muss man lernen, sich von Baby auf Pumpe umzustellen und andersherum. Manche Situationen erfordern sogar, ganz ohne die innigen Babymomente direkt an der Brust in die Milchbildung zu kommen. Wenn ein Baby deutlich zu früh geboren wird oder zwar um den Termin herum geboren wird, aber dennoch wegen anderer Beschwerden in die Kinderklinik muss, kann die Mutter darauf angewiesen sein, die Milchbildung zunächst gänzlich ohne ihr Baby in Schwung zu bringen. Wenn man bereits angesichts der Vorstellung ab und an zu pumpen nicht begeistert ist, kann man sich vorstellen, welch eine Herausforderung es ist, rein durch Stimulation der Brust ohne das Baby in die Milchbildung zu kommen.

Milch ohne innige Babymomente?

Ja, auch ich betone die Wichtigkeit der ersten Minuten, Stunden und Tage voll Nähe und ineinander Verlieben von Mutter und Kind für das Stillen immer wieder. Und auch später ist diese besondere emotionale Ebene ein wertvoller Teil der Stillbeziehung. Aber manchmal muss man erst noch etwas Zeit überbrücken, bis man solche Momente genießen kann. Oder man muss als Mutter immer wieder hin und her schalten zwischen Baby und Pumpe. In diesen Situationen ist etwas Kreativität gefragt, aus der unangenehmen oder ungeplanten Notwendigkeit die Milch mit einer Maschine zu gewinnen das Beste zu machen.

Beim Pumpen alle Sinne ansprechen

Stillen spricht alle Sinne an, beim Baby aber auch bei der Mutter! Also liegt es nahe, sich dies zu Nutze zu machen um zu erreichen, was für erfolgreiches Pumpen wichtig ist, den Milchspendereflex. Dieser durch die Ausschüttung von Hormonen ausgelöste Milchspendereflex „lässt die Milch los“, hilft die Milch fließen zu lassen. Und je besser die Milch fließt, desto mehr Milch können Sie gewinnen, desto besser wird die Milchbildung angeregt:

  • Berührung: Ein wichtiger Teil davon wie der Säugling die Brust der Mutter stimuliert ist der Berührungsreiz. Nicht nur mit seinem suchend aufgesperrten Mund, sondern auch bereits bevor er damit „andockt“ zum Beispiel mit seinen Händchen, die stupsend gegen die Brust stoßen oder beim Trinken liebevoll die Brust umarmen. Also: Massieren sie Ihre Brust vor dem Pumpen! Geben sie Ihrer Brust etwas Zuneigung, denn sie hat es verdient, sie produziert wunderbare Milch für Ihr Baby. Und wenn ihr Baby Ihre Brust nicht berühren kann, tun Sie es. Die Massage muss nicht notwendigerweise einem fixen Schema folgen, auch wenn es vorgegebene Methoden gibt. Hauptsache die Berührung tut Ihnen gut. Auch feuchte Wärme hilft hervorragend dabei, den Milchspendereflex auszulösen, z.B. mit feuchten warmen Waschlappen als Auflage. Auch das Gewinnen der Muttermilch von Hand kann eine Alternative beziehungsweise eine Ergänzung darstellen oder kann auch beim Auslösen des Milchspendereflexes helfen.
  • Sehen: Bei eingespielten Stillpaaren reicht es für die Mutter oft, das Baby zu sehen um bereits das Kribbeln des Milchspendereflexes zu spüren. Darum wird traditionell pumpenden Müttern geraten, sich ein Bild Ihres Babys neben die Pumpe zu stellen. Vielleicht können Sie dies noch etwas weiter entwickeln, indem Sie sogar ein Bild von sich und Ihrem Baby beim Stillen hierfür machen. Diese Art Selfie hat sogar inzwischen einen eigenen Namen: #brelfie (Breastfeeding Selfie) Frühchenmüttern ist dies leider oft noch nicht möglich. Aber nutzen Sie hier die Gelegenheit sich und Ihr Baby beim Känguruhen zu fotografieren, sobald dies auf der Tagesordnung steht.
  • Riechen: Auch diesen Sinn kann man ansprechen! Diesen oben erwähnten typischen, leicht säuerlichen Milchduft an Babyhälschen findet man zum Beispiel auch an getragenen Babyhemdchen, oder machen Sie aus dem Spucktuch ihres Kindes ein „Schnüffeltuch“ für sich. Hört sich seltsam an? Probieren Sie es einfach aus!
  • Hören: Es mag sich ebenso ungewöhnlich wie die Duft-Idee anhören, aber auch hier lohnt ein Versuch: Nehmen Sie Ihr Baby auf, z.B mit Ihrem Smartphone. Hier können Sie auch sehen und Hören kombinieren! Einfache Videos von sich und Ihrem Baby beim Stillen, Känguruhen oder Kuscheln können ihnen Ihr Kind auch über die Entfernung nahebringen.
  • Gefühle und Emotionen allgemein: Einer der am häufigsten gehörten Ratschläge an Mütter die von Ihrem Kind getrennt sind und pumpen müssen ist: „Denken Sie an Ihr Baby!“ Aber in angespannten Situationen wie einem Kinderklinikaufenthalt des Babys oder dem Wiedereinstieg in den Beruf beim ungewohnten Pumpen auf Knopfdruck verliebte Gefühle zuzulassen ist schwierig. Doch mit etwas Übung und einem Gedankenbild mit dem man sich identifizieren kann, wird es einfacher, diese liebevollen Gedanken auch zum Pumpen schweifen zu lassen. Stellen Sie sich vielleicht vor, wie mit jedem Pumpsog Ihre Milch zu Ihrem Baby fließt. Oder finden Sie eine andere Vorstellung, die Ihnen und Ihren Gefühlen entspricht.

Egal wie: Jeder Tropfen ist wertvoll für Ihr Baby! Auch wenn ein Stillstart mit Pumpe nicht das ist, was Sie sich vorgestellt hatten oder der Wiedereinstieg in Ihren Job Ihnen viel zu früh vorkommt. Und noch etwas: Die „harten technischen Details“ müssen auch stimmen! Lassen Sie sich von Ihrer Stillberaterin oder Hebamme beraten, welche Pumpe für Ihren Zweck geeignet ist, welches Zubehör empfehlenswert ist und wie all dies bedient wird, so dass Sie effektiv und angenehm pumpen können. In diesem Sinne: Entspannt stillen, respektive pumpen…

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