von Christina Law-McLean IBCLC

Manchmal kann man sich als frischgebackene Eltern beim besten Willen nicht vorstellen, was ein unzufriedenes Neugeborenes denn noch wollen könnte: Die Windel ist frisch gewechselt, der Tag war nicht zu anstrengend, es ist weder zu warm noch friert es. Und es ist auch nicht immer Hunger nach Milch, wenn ein Neugeborenes in den ersten Stunden und Tagen unruhig ist. Ein Baby braucht viel Nähe und Geborgenheit. Es ist ganz normal, wenn ein Neugeborenes nicht gerne alleine in seinem Bettchen sein will und unruhig ist, sobald man es dort hineinlegen möchte.
Oft hat es auch einfach Hunger nach Nähe, Hunger nach Mama und Papa: Nimm Dein Baby beruhigt auf den Arm und kuschle es oder trage es herum.

Es ist wie mit dem Stillen: Durch die Erfüllung des Bedürfnisses nach Nähe zu Ihnen, verwöhnst Du Dein Kind nicht.
Du gibst ihm damit das Urvertrauen, welches es braucht um ausgeglichen, zufrieden und selbstbewusst zu sein.

„Verarbeiten“- So unterschiedlich verarbeiten Babys die Erlebnisse rund um ihre Geburt

Manchmal kann der Grund für Unruhe sein, dass die Geburt nicht nur für die Mutter anstrengend war, sondern auch von dem Kind noch verarbeitet werden muss. Das hat auch Einfluss auf das Stillen in den ersten Stunden und Tagen. Denn zwar ist es wünschenswert, dass ein Baby rasch nach der Geburt das erste Mal an der Brust trinkt und auch in der natürlichen Wachphase der ersten Stunden, häufig an die Brust geht. Aber manchmal klappt das nicht. Manche Neugeborenen möchten in dieser Zeit einfach noch nicht stillen. Die Kinder zeigen Zeichen, dass sie noch etwas mehr Zeit brauchen, um richtig „anzukommen“. Die Art der Reaktion hängt auch von den Randbedingungen und dem Temperament des Babys ab.

Verarbeiten durch Schreien und Unruhe

Es gibt Neugeborene, die tatsächlich zu „erzählen“ scheinen, was sie bedrückt, die ihren Kummer „herausschreien“. Mütter machen das im Prinzip ähnlich. Sie bewältigen ihr Geburtserlebnis, indem sie ihrer Familie oder einer Freundin immer wieder erzählen, was bei der Geburt geschehen ist, was schön war, was ihnen Angst gemacht hat, wobei sie an ihre Grenzen gekommen sind.
Babys machen das genauso, sie bekommen die Gefühlswelt der Mutter rund um die Geburt sehr wohl mit. Sie reagieren auf die gleichen Gefühle und auf ihre eigenen Eindrücke bei der Geburt. Diese Unruhe ist nichts Besorgniserregendes. Gib Deinem Baby viel Nähe, sprich mit ihm und gib ihm das Gefühl, dass „seine Geschichte auch gehört wird“.
Biete ihm ruhig auch immer wieder die Brust an, sei aber nicht enttäuscht, wenn Dein Kind die Brust nicht, oder nicht jedes Mal möchte und sie sogar „anschreit“. Damit lehnt es nicht Deine Brust oder Dich selbst ab, sondern es zeigt Dir schlicht, dass es noch mehr Zeit und Deine Nähe braucht.

Erst mal „abschalten“ – schläfrige Kinder

Andere Neugeborene empfinden all diese neuen Eindrücke als zu viel, zu anstrengend oder zu überfordernd. Sie reagieren gerade andersherum, sie ziehen sich quasi zurück, sind schläfrig oder schlafen über Stunden. Auch hier ist der enge Kontakt wichtig: Am besten ungestörter Hautkontakt auf dem Oberkörper der Mutter. Die Nähe, der Geruch von Mama und die Brust „direkt vor der Nase“ können helfen, diese Babys aus ihrem Rückzug herauszuholen und ihnen Hunger auf Mamas Brust zu machen. Diese Riesenportion Mama unterstützt das Baby, sich an die ihm angeborenen Instinkte zu erinnern und bringen Mutter und Kind zusammen.

Spucken – Erbrechen von Fruchtwasser

Eine weitere Nachwirkung der Geburt bei Neugeboren ist einigen Fällen das Erbrechen von Fruchtwasser und Hämatin. Manche Babys fühlen sich überhaupt nicht „wie neugeboren“. Der Körper des Kindes versucht dabei, das verschluckte Fruchtwasser mit Blutresten los zu werden. Bis der Magen des Babys sich beruhigt hat, kann es etwas dauern, manchmal bis zu 24h. Viele Eltern erschrecken deshalb natürlich und machen sich Sorgen. Das ist verständlich, aber meist unbegründet. Die Übelkeit wird sich von selbst legen. Manchmal passiert dies tatsächlich von einem Moment zum anderen. Bei diesen Neugeborenen ist es besonders wichtig, dass man ihnen immer wieder die Brust anbietet. So kann der Moment in dem das Baby doch wieder Hunger hat und an der Brust trinken möchte, so schnell als möglich abgepasst werden.

Stillend und kuschelnd zusammenfinden: Einfach immer wieder probieren !

Wenn Dein Baby eine längere Phase nach der Geburt noch nicht an der Brust trinken mag, versuche immer wieder etwas Neugeborenenmilch auszustreichen, also per Hand zu entleeren.

Vielleicht kannst Du Deinem Kind sogar einige Tropfen zu schlecken geben. Deine Brust wird zusätzlich stimuliert, das ist sehr wichtig für Deine Milchbildung. Und Dein Kind erhält neben den Anlegeversuchen wertvolle Energie.
Wenn Dein Baby jedoch einfach mehr Zeit braucht, bis es trinken oder ein paar Tropfen schlecken möchte, ist es für die Eltern beruhigend zu wissen, dass termingeborene gesunde Neugeborene über gewisse Energiereserven verfügen. Deine Hebamme, Wochenbettschwester oder Stillberaterin hilft Dir dabei, Dein Baby diesbezüglich „im Auge zu behalten“

In diesem Sinne: entspannt stillen!

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen