Von Christina Law-McLean IBCLC

hungerzeichen_1swEine der größten Unsicherheiten neuer Mütter und Väter ist:
„Wann ist mein Baby hungrig?“, „Woran kann ich erkennen, dass mein Baby trinken möchte?“
Danach gefragt, würden vermutlich die Meisten antworten: „Ein Baby hat Hunger wenn es weint!“ Nein, soviel bereits vorweg, Weinen ist erst ein sehr spätes Hungerzeichen! Dein Baby fängt erst dann an zu weinen, wenn alle anderen subtileren Zeichen versagt haben und es befürchtet, dass sein Bedürfnis nicht erkannt wird. Es schreit erst dann, wenn es keinen anderen Weg mehr sieht, Dich auf sich aufmerksam zu machen.

Stillen nach Bedarf? Ja!
Aber Wann ist der Bedarf denn da?

Diese subtilen Zeichen zu erkennen, ist gar nicht so einfach für frischgebackene Eltern und das verursacht Unsicherheit. Diese Verunsicherung bringt vielleicht auch Dich oft dazu, dass Du Dir ganz genaue Angaben wünschen würdest, wie oft und wie lange Dein Baby trinken soll.
Der Standardsatz „nach dem Kind, nicht nach der Uhr stillen“ stimmt zwar für termingeborene gesunde Neugeborene voll und ganz, aber wenn man nicht weis, was „nach dem Kind“ bedeutet bringt dieser Ratschlag einem wenig.

Nähe und gemeinsame Zeit: Der beste Sprachkurs für Babys Hungerzeichen

Wenn Mama, Papa und Baby von Anfang an viel entspannte gemeinsame Zeit verbringen, entdecken sie ganz von selbst die Vielfalt an Mimik und Gestik, die bereits ein Neugeborenes zeigt.
Auch fällt es Euch durch dieses innige Zusammensein immer leichter, diese kleinen Signale zu sehen und auch zu „lesen“ was Euer Neugeborenes Euch damit „sagen“ möchte. Das schließt natürlich nicht aus, dass Du und Dein Baby Euch dabei auch immer wieder einmal missversteht, aber das gehört dazu.
Deine Hebamme, die Krankenschwester auf der Wochenstation oder Deine Stillberaterin können Dich hierbei sozusagen als „Sprachlehrer“ unterstützen. Sie helfen Dir dabei, zu erkennen wie Dein Baby Dir zeigt, dass es gerne trinken möchte.

Bereits auf erste Zeichen reagieren

Sobald Dein Baby wach und aufmerksam ist und erste Hungerzeichen zeigt, ist der Zeitpunkt ideal, Deinem Baby Gelegenheit zum Trinken zu geben und die Brust anzubieten.
Das Schöne daran, Dein Kind ist zu diesem Zeitpunkt meist noch ruhig und geduldig und die Stillmahlzeit kann so für Euch beide entspannt starten. Denn ein aufgelöst schreiendes Neugeborenes geht meist nicht so ohne weiteres an die Brust. Zunächst einmal muss man ihm helfen, sich beruhigen zu können. Das kann mitunter recht schwierig sein, vor Allem wenn man selbst noch unsicher und die Situation ungewohnt ist.

Babys sprechen mit dem ganzen Körper

hungerzeichen_3Aber was sind denn nun diese subtilen Zeichen, diese „Geheimsprache“?
Babys sprechen quasi mit ihrem ganzen Körper. Und bereits hier zeigen sie ihren ganz individuellen Charakter und ihr ganz eigenes Temperament. Die einen Kinder lassen sich Zeit zwischen erstem Signal „ich bin hungrig“ und dem letzten Schritt, dem Schreien. Andere wiederum sind ungeduldiger und die Spanne in der sie „von 0 auf 100“ sind ist entsprechend kürzer.

Die Hungerzeichen/ Stillzeichen

  • Dein Baby dreht seinen Kopf rasch hin und her, es zeigt den Suchreflex, Rootingreflex
  • Es hat angespannte geballte Fäustchen
  • Dein Baby schmatzt und/oder leckt mit Zunge
  • Es gibt glucksende Laute von sich
  • Dein Baby bewegt Arme und Beine (Strampeln)
  • Es leckt und saugt an Fingern/Fäustchen
  • Weinen ist ein spätes Hungerzeichen!

Biete Deinem Baby ruhig einfach immer wieder
die Brust an, wenn es wach und aufmerksam ist!
 

Ganz wichtig: Bedürfnisse erkennen und befriedigen ist nicht „verwöhnen“

Das Reagieren auf feine Signale des Babys und das Erkennen und Erfüllen von dessen Bedürfnissen ist nicht gleichbedeutend mit „Verwöhnen“, ganz im Gegenteil!
Bei Deinem Kind stärkt die Tatsache dass Du seine Bedürfnisse rasch erkennst und diese dann befriedigt werden Urvertrauen und Zufriedenheit. Dein Baby ist hierdurch ruhiger, denn es hat die Sicherheit zu wissen, dass wenn es Angst, Hunger oder ein anderes Bedürfnis hat, es nicht erst lange schreien muss, bis Du oder Dein Partner auf seine Signale oder Hilferufe reagieren.

Schon wieder Hunger? Das kann doch gar nicht sein, oder?

Doch, auch das kann sein. Babys und ihr Hunger richten sich nicht nach festen Zeitplänen. Auch ihr Hunger ist tagesformabhängig und Phasen unterworfen. Keinen festen Zeitplan zu haben heißt beispielsweise auch, dass es gut sein kann, dass Dein Baby manchmal mehrfach innerhalb einer Stunde stillen möchte. Und das ist vollkommen in Ordnung so.

Gesunde termingeborene Neugeborene sollen gestillt werden, wann, wie oft und wie lange sie wollen. Allgemein ist es gut, wenn sich Eure Stillmahlzeiten so einpendeln, dass Dein Baby mindestens 8-12 mal innerhalb 24h trinkt.

Wenn sich diese Stillmahlzeiten gleichmäßig verteilen, wäre das spätestens alle 2-3 Stunden. Allerdings ist ein solch gleichmäßiges Schema eher ungewöhnlich. Manchmal möchten Babys sehr oft nacheinander trinken und machen danach dann vielleicht eine etwas längere Pause von mehr als 3 Stunden.

Diese Häufung von Mahlzeiten ist ganz normal, oft auch am Abend. Man nennt dies „Clusterfeeding“.

Schneller Snack oder ausgedehnte Genießermahlzeit?

Auch wie lange Dein Baby an der Brust trinkt, soll es selbst entscheiden. Es darf erst an Deiner einen Brust trinken, bis es dort fertig ist, und darf dann noch an Deiner anderen Brust so lange trinken, bis es satt ist. Es hört sich zwar einfach an, aber manchmal ist es ganz schön schwierig zu wissen, wann Dein Baby mit seiner Mahlzeit fertig ist, wann es satt ist. 

Sättigungszeichen – Wann trinkt mein Baby gut, wann ist mein Baby satt?

Ähnlich den sogenannten „Hungerzeichen“ oder auch „Stillzeichen“ gibt es auch eine Reihe von Anhaltspunkten, die darauf hinweisen können, dass Dein Baby gut getrunken hat und nun satt ist. Nach und nach wirst Du auch diese immer besser interpretieren können.

Signale während und direkt nach der Stillmahlzeit, die zeigen können, dass dein Baby gut getrunken hat und satt ist
  • Dein Baby schluckt hörbar und hat einen guten Saugrhythmus während der Mahlzeit
    (kleinere Pausen sind hierbei normal)
  • Es ist Milch im Mund Deines Kindes und an Deiner Brust sichtbar
  • Hände und Beine Deines Babys entspannen sich
  • Dein Baby saugt und schluckt nach einiger Zeit seltener, die Pausen werden größer oder es lässt Deine Brust von selbst los
  • Dein Kind zeigt keine der frühen Hungerzeichen mehr
  • Dein Baby schläft ein
Mögliche Zeichen für gutes Trinken deines Babys An Deiner Brust
  • Deine andere Brust tropft
    (Zeichen für ausgelösten Milchspendereflex)
  • Du empfindest Nachwehen, Verstärkung vorhandener
    Nachwehen, verstärkten Wochenfluss
  • Du fühlst Dich schläfrig
  • Du verspürst Durstgefühl
  • Deine Brüste sind nach dem Stillen entlastet (ab ca. 3. Tag)

Hunger auf mehr als Milch?

Manchmal kann man sich als Eltern beim besten Willen nicht vorstellen, was ein unzufriedenes Neugeborenes denn noch wollen könnte: Die Windel ist frisch gewechselt, der Tag war nicht zu anstrengend, es ist weder zu warm noch friert es.
Es ist auch nicht immer Hunger nach Milch, wenn Dein Neugeborenes in den ersten Stunden und Tagen unruhig ist. Dein Baby braucht viel Nähe und Geborgenheit.
(Mehr zum „Hunger nach Mama und Papa“>>…..)

In diesem Sinne: Entspannt Stillen

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